Gesundheitsvorsorge ist nicht überall selbstverständlich
Im Jahr 1883 wurde in Deutschland die weltweit erste allgemeine Krankenversicherung für Arbeiter von Otto von Bismarck eingeführt. Ein Meilenstein in der Sozialgeschichte unseres Landes und heute so selbstverständlich und doch viel kritisiert, weil das eine oder andere vielleicht nicht immer so läuft, wie wir es gerne hätten. Und genau aus diesem Grund, weil manche Dinge echt mühsam sind und es manchmal ein Kampf ist, die beste gesundheitliche Versorgung für unsere Kinder zu bekommen, habe ich mir Gedanken über die Gesundheitsvorsorge der Kinder bei Nipe Tumaini gemacht.
Survival of the fittest?
Ich habe mich gefragt, warum unsere Kids eigentlich grundsätzlich selten krank sind und das, obwohl es in Kenia so einige gefährliche Krankheiten gibt. Liegt es daran, dass die kränklichen Kinder vielleicht längst nicht mehr leben? Klingt hart, aber früher war das ja auch in Europa der Fall. Survival of the fittest? Wer einmal drei Jahre alt geworden ist und dann zu uns ins Kinderheim kommt, hat das Schlimmste schon hinter sich? Könnte durchaus etwas dran sein an dieser Vermutung. Eine Darmflora lässt sich schon trainieren und auch wer schon ein paar Mal Malaria hatte, baut dagegen Antikörper auf. Trotzdem werden natürlich auch ältere Kinder einmal krank oder sie haben sonstige körperliche und mentale Einschränkungen, die bei uns in Deutschland in der Regel bei den sogenannten U-Untersuchungen erkannt werden. Diese Art der Vorsorge gibt es in Kenia leider nicht. Krankheit werden akut behandelt, wenn sie auftreten und vieles, was die Entwicklung eines Kindes erheblich beeinträchtigen kann, wird vermutlich gar nicht erst erkannt. Dem wollen wir jetzt vorbeugen und unsere Kinder einmal gründlich durchchecken lassen. Hörtest, Sehtest, Bluttest, den Ernährungszustand und noch einiges mehr.
Ein Ärzteteam kommt extra zu uns
Ein befreundeter Dermatologe aus Nairobi hat sich dazu bereit erklärt, mit einem Team von Kollegen verschiedener Fachrichtungen extra zu uns zu kommen. Kleinere Wehwehchen werden sie sofort vor Ort behandeln und natürlich wird die Untersuchung auch dokumentiert, um später auf das Ergebnis zurückgreifen zu können. Ich freue mich sehr, dass wir das möglich machen können und ich bin mir sicher, dass durch einen solchen Gesundheitscheck manches Leiden entdeckt wird, das sonst übersehen worden wäre. Vielleicht leidet ja ein Kind noch an einem frühkindlichen Trauma und braucht psychologische Unterstützung, oder jemand sieht oder hört schlecht und kommt nur deshalb in der Schule nicht gut mit? Allergien sind auch so ein Thema, unter denen vielleicht so manches Kind leidet, ohne den Grund zu wissen. Regelmäßige Impfungen, Hygieneschulungen… ein weites Feld. Ich bin froh, dass wir hier für relativ kleines Geld viel tun können für das Wohl unserer Kids.
Einfach mithelfen!
Wenn dir dieses Thema auch ein Anliegen ist, weil du selbst mal wieder spürst, wie fragil unsere Gesundheit doch ist oder du einfach dankbar dafür bist, wie gut es dir geht, dann kannst du gerne mit dazu beitragen, dass unsere Kinder untersucht werden können. Der Checkup kostet für ein Kind nur 15 €; für 315 € können wir also alle unsere Kinder untersuchen lassen. Zukünftig wollen wir das regelmäßig machen und natürlich auch helfen, wenn eine Krankheit oder eine Beeinträchtigung festgestellt wird. Gerne kannst du unter dem Stichwort „Vorsorgeuntersuchung“ gezielt dafür spenden.
Es würde mich nicht wundern, wenn bei meinem nächsten Besuch in Kenia das eine oder andere Kind plötzlich eine Brille trägt und ich würde mich – im wahrsten Sinne des Wortes – freuen, das zu sehen, denn ohne Brille wäre ich ziemlich aufgeschmissen.
Johannes