Ein kleiner Erfahrungsbericht
Im Zuge der Recherche zur Beantwortung der Frage, wie wir unsere Bibliothek weiter ausstatten können, bin ich auf ein spannendes Projekt gestoßen, das ich euch gerne vorstellen möchte.
Kiwix ist eine Software, die es möglich macht, diverse Wikis offline zu speichern. Die Software ist sowohl auf einem PC/Mac lauffähig, als auch auf einem Raspberry Pi. Ein Raspberry Pi ist ein günstiger Mini-Computer, der mittlerweile in der vierten Generation sehr leistungsfähig ist und sich für viele tolle Bastelarbeiten anbietet. Unter anderem eben auch, um Kiwix darauf zu installieren und damit einen Wifi-Hotspot zur verfügung zu stellen. Über diesen Hotspot kann dann mit jedem wlan-fähigen Gerät über den Browser auf die Inhalte offline zugegriffen werden.
Ich war sofort Feuer und Flamme für diese Idee, die ansonsten eher in der Prepper-Szene für Resonanz sorgt, aber ich dachte dabei nicht an den Katastrophenfall, sondern an unsere Situation bei Nipe Tumaini. Internet ist dort nur über 4G zu bekommen, eine Flatrate wäre recht teuer und die Installation mit Außenantenne, Repeater usw. recht aufwändig. Was liegt also näher, die für Schüler wesentlichen Inhalte des Internets offline zur Verfügung zu stellen?
Gesagt, getan. Der Pi ist zwar durch die aktuelle Chipkrise gar nicht mehr so günstig, aber die 170 € sind es wert! Dazu noch eine 256 GB SSD-Karte und ein Gehäuse mit Kühlrippen, da es in Kenia ja doch oft ein paar Grad wärmer ist als in unseren Gefilden.
Als absoluter Raspberry Pi Anfänger brauchte es einige Youtube Videos, um die Funktionsweise zu verstehen und nach einigen doch etwas komplizierteren Tutorials habe ich dann auch die richtige Anleitung und das richtige Tool gefunden, mit dem sich alle Inhalte als Image auf die SSD-Karte schreiben lassen. Da die Inhalte natürlich ordentlich groß sind – die englische Wikipedia umfasst aktuell ca. 80 GB – muss ich mich für den Download noch etwas gedulden, bis wir über Ostern zu meinen Schwiegereltern fahren. Man mag es nämlich kaum glauben, hier in der Metropolregion Ruhr hat das schnelle Internet leider unsere schöne Stadtrandlage noch nicht erreicht; in Neumünster waren sie da schneller. Also lade ich dort die finale Datei herunter, spiele sie auf die Karte und dann kann die kleine Zauber-Box mit Ben Ende Mai nach Kenia fliegen.
Dort eingesteckt und mit Solarstrom versorgt, brauchen die Lehrer und Kinder nur mit dem freien Hotspot Kiwix verbinden, Kiwix.local in ihren Browser tippen und schon stehen ihnen Millionen Wikipedia Artikel, tausende freie E-Books des Gutenberg-Projektes, inspirierende TED-Talks sowie Lernvideos und Tutorials der Kahn Academy und weiterer Anbieter zur Verfügung. Über das in Afrika entwickelte Tool Wikifundi können die Kinder sogar ihr eigenes Wiki schreiben. Ich bin sehr gespannt, wie die kleine Box bei den Lehrern und Schülern ankommt. Mir hat dieses Projekt jedenfalls jetzt schon viel Freude bereitet.
Wenn ihr auch Ideen habt, was wir bei Nipe Tumaini unbedingt ausprobieren sollten, dann schreibt mir gerne!
Johannes