Zeitenwende – Bundeskanzler Scholz benutzte diesen Begriff am 27. Februar 2022 in seiner Regierungserklärung und seitdem verbreitete er sich rasend schnell in unseren Medien und taucht dort immer wieder auf. Wie kein anderes Wort beschreibt Zeitenwende die Situation in unserem Land und in Europa: Viele Sicherheiten, die wir bisher für selbstverständlich gehalten haben, gibt es nun nicht mehr.
Der Krieg vor unserer Haustür und die damit verbundenen Sorgen und Nöte bestimmen unseren Alltag und nehmen einen großen Raum in unserer Aufmerksamkeit ein. Ich möchte in den kommenden Zeilen den Fokus auf eine Weltregion lenken, die auch mit dieser Krise zu tun hat, aber leider gerade in der öffentlichen Berichterstattung in den Hintergrund tritt: Ostafrika. In weiten Teilen herrscht dort für die Menschen die größte Hungersnot seit Jahren!
„Meine Hecke ist ganz braun, das gab es noch nie“, berichtet mir Benson Mungai bei unserem letzten gemeinsamen Telefonat. Benson ist Leiter des Projektes Nipe Tumaini in Kenia, das aus einem Kinderheim, einer Schule und einer kleinen Landwirtschaft besteht. „Viele Kinder kommen in die Schule, ohne gefrühstückt zu haben“, ergänzt Bensons Frau Eunice, Lehrerin und Leiterin der Schule. „Es wächst wirklich gar nichts mehr Essbares in der Gegend rund um das Projekt. Zum Glück kommt noch genügend Wasser aus unserer Leitung, doch es gibt in der näheren Umgebung schon Quellen, die versiegt sind, denn dieses Jahr regnet es noch nicht einmal in den nahegelegenen Bergen.“
Zur Trockenheit kommen die weltweiten Umstände hinzu und hier schließt sich der Kreis. Die Inflation liegt auch in Kenia bei 10 % – bei Lebensmitteln und Energie ist sie sogar noch höher. Das trifft vor allem die, die sowieso schon am Existenzminimum leben und die jetzt nicht einmal mehr selbst das Nötigste zum Leben anbauen können. Die Menschen in Kenia kennen „Krise“, beschweren ist jedoch nicht ihr Ding. Viele sind wahre Überlebenskünstler und ihr Gottvertrauen ist mir immer wieder ein Vorbild. Was bleibt ihnen auch anderes übrig ohne Sozialstaat, ohne Versicherungen, ohne Versorgungssicherheit. Sie werfen ihre Hoffnung auf Gott und helfen sich, soweit es geht, gegenseitig.
Auch wir können zum Werkzeug dieser Hoffnung werden, wenn wir uns solidarisch mit den Menschen in Kenia zeigen. Denn auch wenn es uns gerade ganz schön an den Geldbeutel geht, so brauchen die meisten von uns noch nicht um ihre Existenz fürchten. Doch die Menschen in Ostafrika brauchen jetzt unsere Hilfe! Wir wollen den Familien der Kinder, die bei uns in die Schule gehen, durch diese Krise helfen und den Kindern regelmäßig Nahrungspakete mit nach Hause geben: Mais, Bohnen, Zucker, Öl, das Nötigste eben. Hier können wir ganz konkret helfen, damit Menschen nicht mehr hungern müssen und die Kinder weiterhin in die Schule kommen können – damit die momentane Krise nicht auch noch ihre Zukunft gefährdet.
Johannes