es ist heiß, staubig, windig und trocken im Rift Valley. Die Gegend entwickelt sich in dieser Jahreszeit von der Savanne zur Halbwüste. Geregnet hat es schon lange nicht mehr und wenn, dann nur kurz. Die kleine und die grosse Regenzeit sind nahezu ausgefallen; geerntet hat hier niemand etwas, der nicht an die Wasserleitung angeschlossen ist. Die letzten 10 Kilometer fahren wir über staubige Pisten, durch ausgetrocknete Flussbette, vorbei an Viehhirten, die ihre ausgemergelten Kühe und Ziegen auf der Suche nach dem letzten Gras durch das Tal treiben. Es sieht nicht gut aus für die Menschen hier und in anderen Teilen Kenias ist es noch weit schlimmer.
Nach einer halben Stunde sind wir da; ein ‚Watchman‘ öffnet das große Tor zu Nipe Tumaini. Plötzlich ist alles grün, Bäume spenden Schatten, auf der Farm wächst frisches Gemüse und leckere Früchte. Lehrer „Benson Otieno“ berichtet mir, er konnte das nicht glauben, als er zum ersten Mal hier herkam. Er dachte: „Wo bin ich denn hier gelandet? Eine Oase mitten in der Steppe; hier gibt es sogar kostenlos sauberes Wasser“, schwärmt er, und die neuen Lehrerunterkünfte seien sogar möbliert. Und wenn er einmal krank sei, kümmere sich sein Arbeitgeber um ihn und fahre ihn zum Arzt. Solche Arbeitsbedingungen habe er noch an keiner anderen Schule erlebt und er sei Gott dafür sehr dankbar.
Kinder strömen von überall her in Richtung Schule, aus unserem Kinderheim und aus der nahen und fernen Umgebung. Manche kommen sogar mit dem Motorradtaxi; bis zu vier Kinder sitzen darauf, hinter dem Fahrer. Am Eingang waschen sie sich die Hände, sie tragen Masken; wer seine verloren hat, bekommt eine neue. Aber es wird kaum Abstand gehalten und weder die Kinder noch die anderen Menschen, denen ich begegne, scheinen noch Angst vor Corona zu haben. Das Leben geht weiter; es gibt viele andere Herausforderungen hier in Kenia.
Ein Mann vom Gesundheitsamt kommt zur Kontrolle; er nimmt seine Rolle ernst; das Mittagessen nimmt er unter freiem Himmel ein. Hereinkommen m chte er nicht. Warum Kenia bisher so glimpflich durch die Corona-Pandemie gekommen sei, m chte ich von einem Arzt der Kenya Medical School wissen, den wir treffen. Vermutlich sei es der Kontakt mit anderen Covid-Viren, der der Bevölkerung eine gewisse Grundimmunität auch gegen Covid 19 verleiht, erklärt er mir. Über Weihnachten hätten hier alle „den Schnupfen“ gehabt, getestet habe sich kaum jemand. Jetzt scheint die Omikron-Welle schon durch zu sein und wir sind einfach dankbar, dass es diesmal nicht die Ärmsten am meisten getroffen hat. Es sei sogar andersherum, erklärt mirder Arzt. Je ärmer die Leute, desto mehr Viren seien sie wahrscheinlich schon ausgesetzt gewesen und das habe ihnen jetzt während Corona geholfen.
In Nairobi holen wir uns ein Angebot für Computer ein, mit denen wir unsere Bibliothek ausstatten wollen. Den Schreiner, der uns die Regale und Tische bauen wollte, müssen wir leider wieder ausladen, er hustet schon am Telefon. „Danke, komm‘ lieber ein anderes Mal, wenn du wieder gesund bist.“ Dafür bauen wir den Kindern einen Basketballkorb. Gespannt verfolgen sie die verschiedenen Arbeitsschritte und am Ende spielen wir alle gemeinsam, eingestaubt von oben bis unten, aber glücklich!
Es hat sich für mich gelohnt, dass ich es gewagt habe, Nipe Tumaini auch in dieser schwierigen Zeit zu besuchen. Es war schön, Freunde wieder zu treffen und zu sehen, wie gut es den Kindern geht. Ich durfte einige neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenlernen, die mit ganzem Herzen dabei sind, konnte sehen, wie sich unsere aktuellen Projekte entwickeln (Unterkünfte für Mitarbeiter, Bibliothek) und neue planen. Und ich habe viel gefilmt, sodassihr euch schon auf das eine oder andere Video freuen dürft , um einen aktuellen Einblick in das Leben bei Nipe Tumaini zu bekommen.
Asante Sana, vielen herzlichen Dank, herzliche Grüße und ganz viel Segen soll ich euch mitbringen! So habenes uns die Kinder zugesungen, bevor wir uns nach einer Woche schon wieder auf den Rückweg machen mussten.
Vielleicht bist du beim nächsten Mal ja auch dabei?
Johannes